Eine 2016 von der traditionsreichen, britischen Durham University mit 18.000 Befragten in 134 Ländern durchgeführte Studie zum Thema Erholung zeigt ein klares Bild: Nach „Lesen“ ist der „Aufenthalt in der Natur“ die wichtigste Aktivität für Menschen, um zu Erholung vom Alltag zu kommen. Ist das eigentlich eine neue Erkenntnis?
Nichts entspannt uns Menschen so zuverlässig wie die Natur. Wissenschaftler befassen sich seit Jahrzehnten mit der Frage, wie die Natur auf unsere Psyche und unser gesamtheitliches Wohlbefinden wirkt. Im oft ermüdenden Alltag ist ein kurzer Aufenthalt in der Natur am besten geeignet, damit wir uns wieder konzentrieren können. Im Sinne einer „Alltags-Ferne“ können wir uns erst richtig erholen, wenn wir uns losgelöst fühlen von der Routine, den Pflichten – und zwar nicht unbedingt örtlich, sondern vor allem mental.“ Denn, die Natur öffnet Raum für Reflexion, wie die deutsche Wissenschaftlerin Denise Jeitziner mit ihrem Beitrag im Rahmen der deutschen Studien zu Natur-Beziehung in der Hyperzivilisation“.
Die dauerhaft revolutionäre Verkünstlichung der Alltagswelt hat sich verselbständigt und überfordert uns zunehmend. Wir sind von den vielfältigen Stressfaktoren und Reizen unserer schnelllebigen Hightechwelt offenbar bereits überfordert oder, wie es ein einschlägiges Erklärungsmodell formuliert, “mental erschöpft”. Natürliche Umwelten sprechen Sinne und Fähigkeiten im angeboren-optimalen Modus an und bieten temporäre Räume für Regeneration. Indem wir uns ganz oder teilweise in ein Umfeld zurückziehen, auf das alle unsere evolutionär entwickelten Sinne und Fähigkeiten zugeschnitten ist, geht es uns bereits nach kurzer Zeit besser, die Stimmung steigt, wir werden wieder “anstrengungslos aufmerksam”, beschreibt 2015 der renommierte Natursoziologe und Universitätsdozent Rainer Brämer. Denn Naturerfahrungen steigern unser Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Selbstgenügsamkeit sowie unsere Kompetenz, so der Wissenschaftler weiter.
“Naturerfahrungen steigern unser Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Selbstgenügsamkeit sowie unsere Kompetenz.“
-Rainer Brämer
Angesichts seiner Erkenntnisse gründete Rainer Brämer das Deutsche Wanderinstitut. Denn die Wirkung von Bewegung auf unsere Psyche und unser Wohlbefinden unterscheidet sich stark nach dem Ort, an dem wir dies tun. So zeigen Vergleichstests bei Ausdauersport, dass sich Menschen nach dem Training in der freien Natur entspannter und erfrischter fühlen. Die gleiche Aktivität auf einem Laufband in einer Halle führte zu Ermüdungsgefühlen und zu Stress.
In und am Rande von Wien als urbane Hauptstadt finden wir nahezu perfekte Spiel- und Schauplätze der Natur, die als Gegenwelt zum Alltag gesehen werden können. Sie laden ein. Man muss sie nur nutzen. Gelingt es, diese Plätze mit Bewegung zu verbinden und zu erkunden, werden wir merken, wie gut uns dies tut.