Was ist gesunde Ernährung und halten Diäten wirklich was sie versprechen?

Viele Menschen haben sich zu Jahresbeginn vorgenommen Gewicht zu verlieren. In den verschiedensten (Frauen)-Zeitschriften werden “Wunderdiäten” empfohlen, die schnelle Gewichtsreduktion versprechen. Doch helfen uns diese Diäten wirklich Gewicht zu verlieren oder gibt es gesündere und nachhaltigere Methoden? Was ist eigentlich “gesunde Ernährung” und wie kann ich diese in meinen Alltag integrieren? Um diese Fragen zu beantworten haben wir ein Interview mit Sophie Steinmetz, Ernährungswissenschaftlerin und der Diätologin, geführt.

Sophie, bitte sei so lieb und stell Dich kurz vor.

Mein Name ist Sophie Steinmetz und ich bin nach meiner akademischen Ausbildung und umfangreichen Erfahrungen mit Patienten Expertin für Ernährungswissenschaften und Diätologie. Derzeit absolviere ich einen Weiterbildungslehrgang zum Thema Sporternährung und bin als Diätologin in einem Krankenhaus in Niederösterreich tätig. In meiner Freizeit bin ich seit vielen Jahren begeisterte Tennisspielerin, gehe gerne spazieren, laufen, mache Workouts zu Hause und fahre im Winter gerne Ski. Ich bin auch stets bereit, neue Sportarten auszuprobieren.

Was ist Dein persönlicher Zugang zu Sport und einem gesunden Lebensstil?

Ich bin seit vielen Jahren begeisterte, vielseitige Sportlerin und habe durch meine beiden Studien tiefe Einblicke in viele unterschiedliche Bereiche eines gesunden Lebensstils gewonnen, vor allem aber in das Thema Ernährung. Mit der Zeit habe ich immer mehr versucht, dies in mein tägliches Leben einzubauen und dabei auch selbst gemerkt, wie viel dies zum Wohlbefinden eines Menschen beiträgt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwierig ist, eine „alt eingesessene Lebensweise“ auf Dauer zu verändern und durch eine neue, gesündere Lebensweise zu ersetzen.  Im besten Fall erfolgt diese Umstellung schrittweise, damit sie wirklich funktioniert und wir unser Leben lang davon profitieren. Außerdem bin der Meinung, dass ein gesunder Lebensstil sich aus drei Säulen zusammensetzt: Ernährung, Bewegung und Verhalten. Es macht wenig Sinn, sich nur auf einen Bereich zu konzentrieren. Wir sollten diese Säulen eines gesunden Lebensstils stets in Kombination betrachten. 

Seit wann beschäftigst Du Dich mit dem Thema Ernährung? Was war der Auslöser dafür?

Ich habe schon mein ganzes Leben lang gerne und gut gegessen. 🙂 Das war mitunter auch ein Grund für mich, tiefer in diese Materie eintauchen zu wollen. 

Was bedeutet denn eigentlich gesunde Ernährung? Auf welche Aspekte sollten wir alle aus Deiner Sicht jedenfalls achten?

Für mich ist es besonders wichtig, dass es bei gesunder Ernährung keine „gesunden“, „ungesunden“ und „verbotenen“ Lebensmittel gibt, sondern die Auswahl, Menge und Kombination ausschlaggebend ist. Um gesund und leistungsfähig zu bleiben und sich wohl zu fühlen, benötigt der Körper eine Vielzahl an Nährstoffen. Eine ausgewogene, vollwertige Ernährung besteht aus 40-50 Prozent Kohlenhydraten, 25-30 Prozent Eiweiß, 25-30 Prozent Fett sowie aus ausreichend Flüssigkeit, Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Kurz gesagt: Die Kost sollte energiedeckend aber ohne Energieüberschuss, möglichst naturbelassen, fettarm und ballaststoffreich sein. Außerdem sollte unsere Ernährung viele Kräuter und Gewürze sowie wenig Salz enthalten und nährstoffschonend zubereitet werden.

Viele Menschen nehmen sich gerade jetzt Anfang des Jahres zum Ziel abzunehmen. Was rätst Du diesen Personen?

Damit die Motivation möglichst lange erhalten bleibt, rate ich sich kleine Ziele, Zwischenziele, zu setzen. Ernährungsumstellung geht mit einer Lebensumstellung einher und ist nicht nur für einen kurzen Zeitraum gedacht, sondern sollte den Rest des Lebens, natürlich mit kleinen Ausnahmen/Ausreißern, umsetzbar sein. Mein Motto: mit kleinen Schritten auf die „richtige“, langfristige Ernährungsweise zugehen und nicht alles von Beginn an ändern und dann wieder in alte Verhaltensmuster zurückfallen.

Ist das Ziel eine Gewichtsreduktion, dann ist meiner Meinung nach eine Kostform notwendig, die an den täglichen Energieverbrauch angepasst ist, regelmäßige Mahlzeiten beinhaltet (damit es nicht zu Heißhungerattacken kommt) und sich an den Empfehlungen für gesunde Ernährung orientiert. Dies kann aber von Mensch zu Mensch auch sehr unterschiedlich sein. Ein wichtiger Punkt bei einer gesunden Gewichtsreduktion ist die Kombination mit regelmäßiger Bewegung, denn dadurch ist es einfacher mehr Kalorien zu verbrauchen als zu sich zu nehmen. Und unserer Psyche tut Bewegung an der frischen Luft immer gut.

Was hältst Du von Diäten?

Meiner Meinung nach sind Diäten nur sinnvoll, wenn sie auf lange Zeit gesehen umsetzbar sind und es sich nicht um einen kurzen „Trend“ handelt. Ein Gewichtsverlust dauert nicht nur zwei Monate, sondern ist ein lebenslanger Prozess, vor allem, wenn es immer schon Probleme mit dem Gewicht gab. Ich halte nicht viel davon, wenn allen Menschen pauschal „die Diät“ empfohlen wird z.B. Low-Carb. Es gibt Menschen, die können so einen Zugang auf Dauer nicht umsetzen, z.B. weil sie gerne Beilagen essen und diese Form der Diät nicht in ihr Leben passt (machen sehr viel Sport, haben eine körperlich sehr anstrengende Arbeit…). Zu Beginn wird die Diät noch versucht, wobei oftmals auch etwas abgenommen wird. Dann kommt aber häufig der Punkt, an dem die Menschen nicht mehr durchhalten können oder wollen, die Diät über Bord geworfen wird und der Jojo-Effekt eintritt. Auch hier zeigt sich, dass eine langfristige Lebensstiländerung notwendig und zielführend ist. Grundsätzlich vertrete ich die Meinung, einen Gewichtsverlust mit regelmäßigen Mahlzeiten, gesunder Ernährung und viel Bewegung hervorzurufen, anstatt sich mit vielen verschiedenen Diäten zu quälen.

Was würdest Du einer Person raten, die schon oft probiert hat abzunehmen, dies aber nicht geschafft hat?

Immer zuerst die Frage stellen, warum es nicht funktioniert hat. Es ist sehr schwierig, konkrete und allgemeine Empfehlungen zu geben, ohne die Personen und die Vorgeschichte zu kennen. Was meistens gut funktioniert: Nur drei Mahlzeiten ohne Zwischenmahlzeiten bzw. Snacks aufzunehmen, einen Essens- bzw. Bewegungswochenplan anfertigen und auf zuckerfreie sowie fettarme Lebensmittel zurückzugreifen.

Hast Du Tipps, wie man eine gesunde Ernährung einfach in den Alltag integrieren kann?

Die heutige Berufswelt ist häufig stressig und beschleunigt. Oft gehen wir früh außer Haus und kommen spät abends erst wieder nach Hause. Wir sind müde und haben häufig keine Lust uns noch etwas Frisches und Gesundes zu kochen. Immer wieder greifen wir auf Fertig- und Tiefkühlgerichte oder Lieferservice zurück. Dies ist allerdings in den meisten Fällen alles andere als gesund und ausgewogen. Irgendwie auch verständlich, da diese Speisen schnell „gekocht“ sind und die Zubereitung mit wenig Aufwand verbunden ist.

Ich selbst habe festgestellt, dass es hilfreich ist, sich am Wochenende oder an freien Tagen einen „Essensplan“ zurechtzulegen. Ich notiere mir, was ich in den nächsten Tagen kochen oder zubereiten könnte. Dies können auch einfache und rasche Gerichte sein. Dadurch erspare ich mir, mehrmals wöchentlich für Kleinigkeiten einkaufen gehen zu müssen und kann im Voraus bereits das Kochen auf Tage legen, an denen ich früher nach Hause komme. Weiters rate ich euch an freien Tagen vorzukochen, damit die hochwertigen Speisen nur aufgewärmt oder in die Arbeit mitgenommen werden können. Zu berücksichtigen ist hierbei, nicht nur Fleischgerichte zuzubereiten, sondern auch Fisch und vegetarische Gerichte in das tägliche Leben einzubauen. Weiters Tipps von mir:

  • Auf fettarme Lebensmittel zurückgreifen
  • Vollkornprodukte vermehrt miteinbeziehen
  • Sparsam mit Streichfett (Butter) und Ölen umgehen
  • Viel Gemüse in den Alltag integrieren
  • Auf Süßigkeiten und süße Getränke weitgehend verzichten.

Gut wäre es auch, immer wieder neue Rezepte oder Gerichte auszuprobieren, denn so gestaltet sich das Geschmackserlebnis abwechslungsreich. Ein wichtiger Punkt ist meiner Meinung nach, dass wir uns bewusst Zeit zum Essen nehmen und nicht mehrere Dinge nebenbei machen (z.B.: Fernschauen). Denn einerseits nimmt unser Unterbewusstsein in diesem Fall nicht mehr so gut wahr, dass wir essen und anderseits essen wir dann oftmals zu schnell. Außerdem, und das ist mir besonders wichtig zu betonen, soll Essen stets ein Genuss sein.